Dies ist ein erstes Statement des Resist to Exist zu der heutigen Veröffentlichung auf dem Instagram-Account „Keine Show für Täter“ über Sexismus in der Resist-to-Exist-Orga.
Vorab möchten wir sagen, dass wir die veröffentlichten Vorfälle ernst nehmen.
Das Resist to Exist befindet sich seit einigen Jahren in einem großen Umbruch, der auch im Text anerkannt wurde. Vieles davon findet innerhalb der Orga statt, ist also nicht öffentlich sichtbar. Dass dieser Umbruch nicht in seiner Gänze stattfindet und somit für Unzufriedenheit und diese öffentliche Kritik sorgt, können wir nachvollziehen und unterstützen wir.
Dieser Umbruch fing damit an, dass Awarenessarbeit auf dem Resist to Exist von Teilen als notwendig erkannt wurde. Dieser Umstand ist inzwischen genau 10 Jahre her. Die Awarenessstruktur ist ebenfalls von Umbrüchen und Lerneffekten geprägt. Hintergrund waren dabei nicht Kritik von außen, sondern von innen, konkret aus der damaligen Schutzstruktur heraus. Übergriffiges Verhalten lässt sich kaum verhindern. Die KO-Tropfen-Problematik nahm in der Zeit vor 10 Jahren massiv zu und wir hatten gemerkt, es braucht dafür eine sichtbare Struktur, die für Betroffene ansprechbar ist und gleichzeitig präventiv wirkt. Denn bereits mit dem Erwähnen einer solchen Struktur, als auch mit Festivalregeln, die aus dieser Struktur kamen, wurden Gäste abgeschreckt, die sich in ihrer (männlichen) Freiheit eingeschränkt sahen.
Folglich konnten wir in den folgenden Jahren bei den Besuchenden einen Wandel feststellen.
Was wir bislang nicht ausreichend geschafft haben – und da hat die Veröffentlichung recht – ist es, die internen Strukturen entsprechend vollumfänglich zu sensibilisieren und zu verändern. Aber auch da gab es in den letzten Jahren diverse personelle Umbrüche. Sowohl in der Orga, als auch innerhalb der Helfendenstrukturen haben uns Menschen (teilweise) freiwillig verlassen, weil sie einen stärkeren feministischen Einfluss, z.B. Installation des Awareness-Teams oder eine höhere Flinta-Repräsentanz auf der Bühne nicht mittragen konnten, bzw. haben wir drauf verzichtet, diese weiter als Helfende anzusprechen.
Es gibt einen Prozess, der nicht abgeschlossen ist, sondern läuft. Teilweise haben wir uns in der Außendarstellung sogar schneller bewegen können (Awarenessteam und Flintarepräsentanz), als mit der inhaltlichen Struktur hinterherzukommen. Wir mussten besonders in den letzten Jahren auch feststellen, dass Menschen die Orga und das Resist to Exist verließen, weil sie Situationen erlebten, die in der Veröffentlichung beschrieben wurden. Das muss jeder einzelne Mensch in der Orga wahrnehmen und sich da selbstständig reflektieren, genau wie wir dies als Gruppe tun müssen. Der Grundton der Kommunikation intern, jenseits der in der Veröffentlichung zitierten Aussagen, war und ist teilweise respektlos bis abschätzig und wurde zum Beispiel auf Klausurwochenenden entsprechend angesprochen. Dabei wurde die Kritik manchmal indirekt an alle gerichtet, aber auch direkt an einzelne Personen. Auch gab und gibt es Täterrelativierungen. Diese blieben und bleiben innerhalb der Orga ebenfalls nicht unwidersprochen aber werden nicht genügend ausgearbeitet.
Die Orga selbst ist und war nie homogen, auch wenn dies nach außen so wirken mag. Es sind mehr als zwei Dutzend Menschen aus verschiedenen Orten, die ihrerseits verschiedene Perspektiven in das Festival bringen. Diese verschiedenen Ideen und Ansichten führen nicht immer zu Konsens und so werden dort auch Kämpfe ausgeführt, die wir nicht nach außen tragen. Jegliche politischen Debatten, die innerhalb der Linken Szene stattfinden, die zu gegenseitigen Anfeindungen und teilweise auch Gewalt führen, finden sich ebenfalls innerhalb der Resist-Orga wieder.
Es gab in der Vergangenheit durchaus (Interventions-)Gespräche, wenn wir von Fehlverhalten mitbekommen haben, und wir haben so versucht, auf Menschen einzuwirken. Dabei haben wir nicht zwischen Bands, Orga und Gästen unterschieden. Vereinzelt sind dabei auch Veränderungen für uns sichtbar geworden, wenn zum Beispiel eine Sensibilisierung stattfand.
Richtig ist, dass wir Menschen nicht immer sofort ausgeschlossen haben. Nicht aus vermeintlichen Täterschutz, sondern weil wir glauben, dass Menschen eine zweite Chance verdient haben. Nicht jeder mag diese Chance für sich sehen und nutzen und muss(te) oder wollte dann die Resist-Struktur entsprechend verlassen. Dabei kann es so wirken, als würde es intern keine Diskussionen geben. Doch wir können versichern, die gibt und gab es, auch in Vorfällen, die dieses Jahr betroffen haben. In einzelnen Fällen der vergangenen Jahre, die u.a. auch in der Veröffentlichung thematisiert wurden, haben Menschen ein lebenslanges Hausverbot für das Resist to Exist erhalten.
Einzelne der beschriebenen Vorfälle sind uns in Teilen leider unbekannt und wir können den Betroffenen nur anbieten, sich an uns (zum Beispiel an awareness@resisttoexist.de) zu wenden, damit wir diese ernst nehmen und aufarbeiten können. Es ist egal wer wie viel Arbeit in das Resist to Exist steckt, wer wen mitbringt. Es gibt Regeln des Miteinanders, die für alle gelten. Da nehmen wir uns nicht raus und auch niemanden aus der Orga. Dabei werden wir auch entsprechend gucken, dass wir für die Zukunft tragfähige Konzepte erarbeiten.
Wir haben einiges in der Vergangenheit nicht ernst genug genommen und uns zu wenig damit auseinandergesetzt, das ist uns teilweise auch bewusst geworden und teilweise müssen wir anscheinend noch viel sensibilisieren. Das ist aber in der Entwicklung der inneren Struktur ein ganz wichtiger Punkt für uns, an dem wir auch schon dran sind und den wir dankend weiter auf die Prioritätenliste setzen.
Wir möchten uns für die veröffentlichte Stellungnahme bedanken und nehmen die Worte, dass wir offenbar den Druck von außen brauchen, um uns zu wandeln, wahr und verstehen die veröffentlichte Stellungnahme nicht als Angriff, sondern als eine konstruktive Kritik und ehrliche Chance.
Verzeiht uns, wenn wir die Kommentare bei diesem Post deaktiviert haben. Gerade können wir euch bei einer Diskussion nicht gerecht werden – die meisten von uns stecken 2 Tage vor dem Festival mitten im Aufbau und bei der Planung, viele sind somit auch schon direkt vor Ort auf dem Festivalgelände.
Obwohl wir im Moment viele Aufgaben haben, war es uns dennoch wichtig, euch gleich eine erste Antwort zu dem Statement zu liefern. Wir nutzen unsere Energie nun, um das diesjährige Resist zu (er)leben und melden uns danach ausführlicher.
Wenn ihr bis dahin Gedanken loswerden möchtet, schreibt uns gerne an awareness@resisttoexist.de